Tiefen-Geothermie als „Generationenprojekt“ für Niederösterreich

Bild: © NLK Filzwieser

LH Mikl-Leitner, LH-Stv. Pernkopf und EVN Vorstandsdirektor Szyszkowitz stellten Geothermie-Strategie vor

St. Pölten (OTS) – Der Wärmesektor ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg in die erneuerbare Energiezukunft. Niederösterreich möchte für die regionale Wärmeversorgung in den kommenden Jahren die Tiefen-Geothermie nutzen. Über die weiteren Schritte bis zur Umsetzung dieses Langfrist-Projektes informierten Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und EVN-Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz am 21.Oktober bei einer Pressekonferenz vor.

„Mit der Tiefen-Geothermie wollen wir einen Wärmeschatz in unserem Bundesland heben“

Zitat: Landeshauptfrau Mikl-Leitner dabei und sie ergänzt: „Und diesen Schatz wollen wir vorrangig nutzen, um Haushalte in Niederösterreich beheizen zu können.“ Dadurch mache sich Niederösterreich unabhängiger von Energieimporten aus dem Ausland und den damit verbundenen Preisschwankungen, Lieferengpässen und geopolitischen Unsicherheiten. „Geothermie hilft uns, Energiepreise stabiler zu gestalten. Jeder Euro, den wir in die heimische Energie investieren, bleibt als Wertschöpfung und auch in Form von Arbeitsplätzen in Niederösterreich und fließt nicht für Importe ins Ausland“, unterstrich sie. Denn Tiefen-Geothermie sei eine Wärmequelle, die „direkt unter der Erde liegt: wetterunabhängig, emissionsarm und rund um die Uhr verfügbar.

Im Industrieviertel sind entlang der Thermenlinie rund zehn Terawattstunden Wärme verfügbar

Das entspricht dem Bedarf von etwa 900.000 Haushalten, zum Vergleich: In ganz Niederösterreich gibt es rund 765.000 Haushalte. „Ein riesige Potenzial, das vorhanden ist, wovon wir nur einen Bruchteil nutzen werden. Die Tiefen-Geothermie ist eine Energie für die beste Zukunft unserer Kinder und für Generationen – umweltfreundlich, lokal und verlässlich“, so Mikl-Leitner, die zugleich betonte, dass es sich dabei um ein Generationenprojekt handle, das keinen schnellen Erfolg biete. Heute mache man den Startschuss und beginne mit seismischen Untersuchungen und weiteren Forschungsbohrungen, um das exakte Potenzial zu bestimmen. „Ab dem Jahr 2030 soll die erste Tiefen-Geothermie-Anlage im Industrieviertel in Betrieb gehen und wenn alles gut geht, 2035 die zweite Anlage“, unterstrich die Landeshauptfrau, die das Projekt mit 100 Millionen Euro bezifferte.

LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf sagte, dass man vor 20 Jahren fast vollständig auf Energieimporte angewiesen gewesen sei, heute ist „Niederösterreich die Ökostromlokomotive Österreichs. Wir erzeugen mehr Strom als wir selbst verbrauchen. Das ist eine großartige Entwicklung und ein großer Schritt in Richtung Unabhängigkeit und sauberer Energie. Doch zur Energiewende gehört mehr als Strom, nämlich auch die Wärmewende – sie muss auch in den Heizkellern ankommen. Bereits 63 Prozent der gesamten Raumwärme kommen aus erneuerbaren Quellen, bei Nahwärme kommen drei Viertel aus erneuerbarer Energie.“ Erfreut zeigte sich Pernkopf auch, dass Niederösterreich das erste Bundesland mit mehr Pellets- (61.000) als Ölheizungen (59.800) sei.

EVN-Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz informierte über die technische Umsetzung und erklärte, dass es heute ein Meilenstein nach dreijähriger Vorbereitung sei: „Heute machen wir den offiziellen Startschuss für die Geothermie-Strategie.“ Gemeinsam mit Experten habe man sich „angeschaut, wo in Niederösterreich entsprechendes Potenzial ist. Gerade im Industrieviertel ist das größte Potenzial mit zehn Gigawattstunden. Das ist das obere Potenzial, der realistische erste Schritt, an dem wir stehen, ist, dass wir rund 200 bis 300 Gigawattstunden an solchen Wärmen bis Anfang der 30er-Jahre im Rahmen von zwei großen Projekten sicherstellen wollen.“

Auch in Wien wird derzeit intensiv an der Nutzung der Tiefengeothermie gearbeitet.

Wien Energie und OMV haben im Jahr 2023 ein gemeinsames Großprojekt gestartet, um bis 2030 rund 200.000 Haushalte in der Bundeshauptstadt mit klimaneutraler Wärme aus dem Untergrund zu versorgen. Das Vorhaben gilt als eines der größten städtischen Geothermieprojekte Europas und soll in mehreren Phasen umgesetzt werden.

Im ersten Schritt wird im Wiener Becken, im Raum Aspern, die geologische Eignung des Untergrunds durch seismische Untersuchungen und Probebohrungen geprüft. Erste Ergebnisse zeigen, dass in Tiefen von drei bis fünf Kilometern heißes Thermalwasser mit Temperaturen zwischen 90 und 120 Grad Celsius vorhanden ist – ideale Voraussetzungen für eine nachhaltige Fernwärmeerzeugung.

Die geplanten Anlagen sollen ab Mitte der 2030er-Jahre in Betrieb gehen und bis zu 25 Prozent des zukünftigen Fernwärmebedarfs Wiens decken. Damit entsteht – ähnlich wie in Niederösterreich – ein „Generationenprojekt“, das die regionale Energieautonomie stärkt und Österreichs führende Rolle bei der Nutzung der Technik in Europa beweist.

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