Young Logistics Award 2025: Talente zeigen, wie nachhaltige Lieferketten funktionieren

Bild: © Zentralverband Spedition & Logistik

Der Druck auf die Logistik wächst: strengere Lieferkettenregeln, ein sich verschärfender Fachkräftemangel und die Frage, wie der boomende E-Commerce seine Verpackungsflut in den Griff bekommen soll. In diesem Spannungsfeld entsteht gerade eine neue Generation von Lösungsansätzen – digital, klimabewusst& clever.

Der Young Logistics Award 2025 zeigt das sehr eindrucksvoll.

Bei der Verleihung in Wels am 22.11. prämierte der Zentralverband Spedition & Logistik drei Arbeiten, die ESG nicht als Pflichtaufgabe, sondern als strategische Chance lesen. Für die Vizepräsidenten Wolfram Senger-Weiss und Peter Umundum sind die Projekte ein Spiegelbild jener Transformation, die im europäischen Logistiksektor längst begonnen hat: weg vom reinen Transportdenken, hin zu intelligenten, datengetriebenen Wertschöpfungssystemen.

Platz 1: Transparenz entlang der Lieferkette

Mit ihrer Plattformlösung „ClearTrace Consulting“ schaffen Michael Friesinger und Moritz Trefzger (Kühne + Nagel, Wundschuh) genau jene Art von Übersicht, die Unternehmen derzeit dringend brauchen. Die EU-Lieferkettengesetzgebung stellt hohe Anforderungen an Dokumentation, Risikoanalyse und Nachweisführung. Was oft nach Bürokratie klingt, lässt sich digital jedoch so abbilden, dass daraus ein Wettbewerbsvorteil entsteht: bessere Datenqualität, echte Transparenz und ein klarer Blick darauf, wo ökologisch wie sozial nachgeschärft werden muss.
Das Duo entwickelt ein System, das Informationen aus unterschiedlichen Quellen konsolidiert, Prüfprozesse automatisiert und Nachhaltigkeitskriterien entlang der Wertschöpfungskette sichtbar macht. Für Unternehmen bedeutet das: weniger Komplexität, mehr Steuerbarkeit – ein Kernprinzip moderner ESG-Strategien.

Platz 2: Die nächste Generation der Fachkräftesicherung

Die Logistik befindet sich mitten im technologischen Wandel. Automatisierung, Robotik, digitale Planungstools und KI-gestützte Optimierungen verändern die Arbeitswelt rasant. Gleichzeitig fehlen schon heute qualifizierte Mitarbeiter:innen. Genau hier setzt Lisa Osterland (Gebrüder Weiss, Salzburg) mit „360 SkillHub“ an.
Ihre Plattform verbindet personalisierte Weiterbildung mit digitalem Lernen und direkter Experteninteraktion. Damit schafft sie ein System, das Beschäftigte Schritt für Schritt an neue Technologien heranführt und Unternehmen ermöglicht, ihren Personalbedarf aktiv zu gestalten – statt ihm ständig hinterherzulaufen. Für die Jury ist das Projekt ein Musterbeispiel dafür, wie soziale Nachhaltigkeit in der Logistik konkret aussehen kann: Menschen befähigen, Wandel verständlich machen, Qualifikation zum strategischen Hebel entwickeln.

Platz 3: Ein Kreislaufmodell für den E-Commerce

Der Onlinehandel wächst, und mit ihm der Verpackungsmüll. Die EU hat klare Vorgaben formuliert: Mehrweg statt Einweg, Rückgabe statt Entsorgung. Doch die Implementation ist komplex. Zsófia Molnár, Moustafa Soliman und Johann Tiefenbacher (Amazon Transport Austria, Wien) zeigen, wie eine skalierbare Lösung aussehen kann.
Ihr Konzept basiert auf wiederverwendbaren Transportboxen aus recyceltem Material, die per QR-Code oder RFID eindeutig identifizierbar sind. Das System sieht vor, dass Kund:innen die Behälter über Abholstationen, Kurier-Punkte oder Partnerunternehmen zurückgeben und diese anschließend in regionalen Hubs gereinigt und in den Umlauf zurückgeführt werden. Die Rückführungslogistik ist dabei nicht Zusatzaufwand, sondern integraler Bestandteil bestehender Lieferketten. Es ist eine Idee, die Kreislaufwirtschaft nicht als Zukunftsvision, sondern als operatives Modell versteht.

Ein Signal an die Branche
Alle drei prämierten Projekte zeigen etwas Bemerkenswertes: Die junge Generation betrachtet ökologische und ökonomische Interessen nicht als Gegensätze. Sie denkt in Systemen, in Transparenz, in Nutzwert. Die Logistik wird nie emissionsfrei sein – aber sie kann effizienter, fairer und verantwortungsvoller gestaltet werden.
Der Young Logistics Award 2025 liefert dafür einen inspirierenden Beleg und zeigt, wohin die Reise gehen kann: hin zu einer Branche, die Innovation nicht nur einkauft, sondern selbst hervorbringt.

Mehr zum Zentralverband Spedition & Logistikzv@spediteure-logistik.at

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