Mit der „Grätzlinitiative 20+2“ verwandelt die Stadt Wien leerstehende Geschäftslokale in Orte der Begegnung. Drei junge Unternehmer:innen zeigen, wie Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit und soziales Miteinander zusammenfinden.
Stadt der kurzen Wege – Stadt der neuen Chancen
Wer in Wien durch die Bezirke streift, kennt das Bild: Oft leere Auslagen, verlassene Erdgeschosse in Einkaufsstraßen und Nebenzügen zu ihnen. Als mögliche Antwort denkt Wien Stadtentwicklung als soziales, wirtschaftliches und ökologisches Geflecht.
Mit der Grätzlinitiative 20+2, getragen von WieNeu+ und der Wirtschaftsagentur Wien, sucht die Stadt nach Ideen, die Leerstand in Lebendigkeit verwandeln. Das Prinzip: Förderung trifft Verantwortung. Gefördert werden Projekte, die Nachbarschaften stärken, Vielfalt fördern und Nachhaltigkeit sichtbar machen.
Über 60 Ideen wurden eingereicht, zehn ausgewählt, drei nun umgesetzt – exemplarisch für eine Stadt, die auf den Wandel kreativ und hoffentlich mit nachhaltigem Erfolg reagiert.
„Geschäftslokale sind Orte des Miteinanders“
„Zu einem lebendigen Grätzl gehört eine belebte Erdgeschosszone. Denn Geschäftslokale sind nicht nur Einkaufsmöglichkeiten, sondern können auch den Austausch und das soziale Miteinander fördern“, sagt Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál.
Diese Haltung prägt die Initiative: Statt reiner Wirtschaftsförderung entstehen Orte, die Teilhabe ermöglichen – vom ersten Kulturzentrum für gehörlose Menschen über gewichtsneutrale Gesundheitsangebote bis hin zu solidarischer Landwirtschaft mitten in der Stadt.
Deaf Space: Ein Raum, der gehört
In der Brigittenau, Klosterneuburger Straße 89, eröffnet der Verein Gebärdenverse das Kulturzentrum Deaf Space – den ersten „dritten Raum“ für gehörlose Menschen in Wien.
Hier ist die Österreichische Gebärdensprache Standardsprache. Hier wird Gemeinschaft hörbar gemacht – durch Sichtbarkeit, durch Teilhabe, durch Selbstbestimmung. Workshops, Kunstausstellungen, Kurse und Begegnungen machen den Raum zu einem Zentrum der Inklusion.
„Mit Deaf Space zeigt die Brigittenau einmal mehr, dass sie ein gutes Pflaster für kreative Entwicklung ist“, sagt Bezirksvorsteherin Christine Dubravac-Widholm.
HOLi Health Hub: Gesundheit ohne Gewicht
Ein paar Straßen weiter, im Stella-Klein-Löw-Hof in der Taborstraße, entsteht das HOLi Social Health Hub – das erste Gesundheitszentrum Wiens, das auf einem gewichtsneutralen Wertesystem basiert.
Gründerin Isabel Bersenkowitsch will mit HOLi einen Raum schaffen, „in dem Gesundheit nicht am Körpergewicht gemessen wird“. Statt Diät-Druck und Normerwartung setzt sie auf Beratung, Verhaltenstraining, Therapie und Wohlbefinden.
„Dank der Förderung der Stadt Wien konnten wir diese Vision Wirklichkeit werden lassen. Unser Ziel ist es, gegen Gewichtsdiskriminierung aktiv anzutreten und Menschen nachhaltig in ihrer Gesundheit zu stärken“, sagt Bersenkowitsch.
Solidar:Raum: Landwirtschaft als Lebensform
In der Heinestraße 30 schließlich eröffnen die solidarischen Landwirtschaften Ouvertura & GeLa Ochsenherz ihren Solidar:Raum.
Hier treffen ökologische Produktion, faire Preise und soziale Verantwortung aufeinander.
Der Raum dient nicht nur dem Verkauf leistbarer, biologischer Lebensmittel, sondern auch als Ort für Kurse, Nachbarschaftstreffen und bald eine Gemeinschaftsküche. Landwirtschaft wird hier zur sozialen Praxis – nahbar, transparent, gemeinschaftlich.
„Solche Konzepte bringen Leben in die Leopoldstadt und zeigen, dass Wirtschaft und Gemeinsinn Hand in Hand gehen“, betont Bezirksvorsteher Alexander Nikolai.
Förderung mit Haltung
Die Grätzlinitiative 20+2 zeigt, wie Wirtschaftsförderung als urbane Innovation wirkt.
Neben bis zu 50 Prozent Mietkostenübernahme in den ersten drei Jahren – maximal 12.000 Euro pro Jahr – erhalten die Gründer:innen laufende Begleitung durch die Wirtschaftsagentur und WieNeu+.
„Unsere Grätzl sind Orte, an denen Wirtschaft, Gemeinschaft und neue Ideen zusammenfinden“, sagt Dominic Weiss, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien.
„Wir fördern unternehmerische Vorhaben, die Nachbarschaften stärken und Wien als Stadt des Miteinanders weiterentwickeln. Denn lebendige Grätzl sind das Fundament eines starken Wirtschaftsstandorts.“
Auch Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak betont: „Mit der Grätzlinitiative 20+2 zeigen wir, wie nachhaltige Stadtentwicklung und wirtschaftliche Belebung Hand in Hand gehen. Leerstehende Geschäftslokale werden zu lebendigen Orten der Begegnung, Kreativität und Vielfalt.“
Weitere Informationen:
👉 WieNeu+ Stadterneuerungsprogramm
👉 Wirtschaftsagentur Wien – Grätzlinitiative




