Wenn Frauen riesige Vermögen in die Umwelt& Nachhaltigkeit stecken
Was tun mit Milliarden? Diese Frage stellt sich den wenigsten von uns. Doch einige Frauen haben sie sich gestellt – und eine Antwort gefunden, die Mut macht: Ob Laurene Powell Jobs in Kalifornien, Christy Walton in in Jackson, Wyoming, Gina Lopez auf den Philippinen oder Julie Packard an der US-Pazifikküste: Sie alle setzen ihr Vermögen für etwas ein, das mehr zählt als neue Yachten, Privatflieger oder die 100ste Immobilie: unsere gemeinsame Zukunft.
Alles Stories der vierteiligen Serie sind Netzrecherchen, die Quellenangaben finden Sie am Ende der Artikel.
Diese vier Geschichten sind internationale Vorbilder, vielleicht auch für Österreich. Und sie sind Inspiration für alle, die sich fragen: What’s next? – Christoph Mahdalik
Christy Walton– Die Unscheinbare mit der tiefen Spur: Wie eine Walmart-Erbin den Wassern folgte:
Sie vermeidet Interviews, lehnt öffentliche Preise ab und lässt selten ein Foto von sich machen. So waren wir nicht imstande, ein rechtfreies Foto zu bekommen und haben uns mit der KI behelfen müssen. Und doch gehört Christy Walton zu den einflussreichsten Philanthropinnen ihrer Generation. Ihr Wirken beeinflusst Ökosysteme, Gemeinden – und die Art, wie Vermögen wirken kann. In einer Welt, in der Sichtbarkeit zur Währung geworden ist, lebt sie den Gegenentwurf: stille Philanthropie, & “deep impact”.
Quelle der Möglichkeit zur aktiven Hilfe
Christy Walton wurde 1949 geboren und lebte lange außerhalb medialer Aufmerksamkeit – bis sie 2005 nach dem Tod ihres Mannes, John T. Walton, ins Rampenlicht rückte. Mit seinem Tod erbte sie Milliarden – er war einer der vier Söhne von Sam Walton, Gründer des Walmart-Imperiums. Während andere Familienmitglieder in der Öffentlichkeit agierten, wählte sie den Rückzug. Doch Rückzug heißt in ihrem Fall nicht Passivität – sondern Konzentration auf das, was sie bewegen will.
Im Rhythmus des Wassers
Ein Großteil ihrer philanthropischen Arbeit konzentriert sich auf Ökologie, speziell auf das sensible Zusammenspiel von Landwirtschaft, Gewässern und Fischerei. In der Walton Family Foundation, die sie mitsteuert, geht es nicht um Spenden mit Imagewirkung. Es geht um langfristige Interventionen – wissenschaftlich fundiert, lokal verankert.
Sie selbst formulierte es einmal so:
„Wir glauben, dass das Wohlergehen unserer Flüsse und Küsten direkt mit dem Wohlergehen unserer Gemeinden verbunden ist.“
Die Stiftung investiert jährlich Hunderte Millionen Dollar in Bildungsprogramme, Klimaanpassung, Fischereiwissenschaften – mit einem klaren Fokus: Systeme nicht nur zu erhalten, sondern zu verbessern.
Eine Frau, ein Museum, eine Überzeugung
Ein Beispiel für ihr öffentliches Wirken stammt aus ihrer Heimat Kalifornien. In San Diego finanzierte sie mit großem Engagement das dortige Naturkundemuseum – und schenkte der Institution nicht nur Geld, sondern auch ihr denkmalgeschütztes Wohnhaus in Point Loma. Sie erklärte, das Museum sei ein Ort, „der Menschen mit der Natur versöhnt – besonders mit dem, was sie verloren haben“. Ein Satz, der viel über ihre Haltung verrät: Philanthropie als stille Wiedergutmachung.
Meilenstein: Die Wiedergeburt des Colorado River Deltas
Ein Projekt, das exemplarisch für ihren Ansatz steht, ist die Rückführung von Wasser in das ausgetrocknete Colorado River Delta in Mexiko. Jahrzehntelang war das Flussdelta durch Übernutzung nahezu verschwunden. 2014, nach jahrelangen Verhandlungen zwischen Umweltgruppen, US-Behörden und der mexikanischen Regierung, wurde – mit aktiver Unterstützung der Walton-Stiftung – ein sogenannter „Pulse Flow“ organisiert: ein kontrollierter Wasserabfluss, der über acht Wochen hinweg das Delta wieder mit Leben füllte.
Die Stiftung finanzierte nicht nur Studien und Monitoring, sondern unterstützte auch lokale Gemeinden, um neue agrarökologische Methoden einzuführen. Wo vorher trockene Erde lag, wuchs wieder Schilf. Vogelarten kehrten zurück. Ein temporärer Fluss wurde zur dauerhaften Metapher: Veränderung ist ist möglich – wenn man sich die Zeit nimmt und an sein Ziel glaubt.
Warum sie keine eigene Bühne braucht
Christy Walton hat nie ein Interview bei „60 Minutes“ gegeben. Sie hält keine TED-Talks, sitzt nicht auf Panels und verzichtet konsequent auf jeglichen Personenkult. Und gerade das macht sie zu einer so ungewöhnlichen Figur im philanthropischen Kosmos. Ihr Vermögen ist immens – ihre Eitelkeit: gleich null.
Sie engagiert sich auch für nachhaltige Fischerei, faire Arbeitsbedingungen in der Nahrungsmittelproduktion, und investiert in die Resilienz von Küstengemeinden – oft über Jahre hinweg, ohne dass ihr Name fällt. Ihre Devise: „Funding is not the story. Results are.“
Warum Christy Walton eine Forerunnerin ist
Weil sie eine Form von Philanthropie verkörpert, die nicht auf Applaus aus ist. Weil sie sich tief in Ursachen hineinarbeitet, statt Symptome zu bekämpfen. Und weil sie zeigt, dass Wandel nicht laut sein muss, um nachhaltig zu sein. Christy Walton ist eine stille Architektin einer gesünderen Umwelt – eine Forerunnerin mit leisem Auftritt, aber langem Atem.
Quellenangaben:
Forbes Editors: Christy Walton Profile, in: Forbes Billionaires List, zuletzt abgerufen am 28. Juli 2025,
https://www.forbes.com/profile/christy-walton
Walton Family Foundation: Who We Are, offizielle Website, zuletzt abgerufen am 28. Juli 2025,
https://www.waltonfamilyfoundation.org
Alison Aubrey: The Richest Woman In The World Is Bankrolling Sustainable Agriculture In Mexico, in: NPR – The Salt, 23. September 2013,
https://www.npr.org/sections/thesalt/2013/09/23/224846033
Zoma Lab: About Us, Initiative von Lukas Walton, zuletzt abgerufen am 28. Juli 2025,
https://www.zomalab.org
Walton Family Foundation: Environment – Oceans & Rivers, Zitat: „We believe the health of our rivers and coasts is directly tied to the well-being of our communities.“, zuletzt abgerufen am 28. Juli 2025,
https://www.waltonfamilyfoundation.org
Diverse Artikel in The New York Times, Bloomberg, Philanthropy News Digest (2010–2023): Berichte und Porträts zu Christy Waltons philanthropischer Arbeit, öffentlicher Zurückhaltung und Familienhintergrund.
Bild: SORA