Hyundais eVTOL-Startup Supernal stoppt Programm nach Führungsabgängen

Bild: © Picture hyundai-ces-2024- by Hyundai
Futuristisches Flugtaxi auf einer Ausstellung

Hyundai hat die Entwicklung seines eVTOL-Lufttaxis „Supernal“ ausgesetzt – nach dem Weggang von CEO und CTO soll die neue Führung jetzt den Zeitplan neu bewerten – ein Rückschlag für Mobilitäts-Infrastrukturinnovationen. (Reuters, 07.09.2025)

Aufbruch in die Luft – und Zwischenbremsung

Als Hyundai im Jahr 2021 das Tochterunternehmen Supernal gründete, war der Anspruch nicht weniger als eine Revolution: das urbane Lufttaxi für die Massen. Auf der CES 2024 in Las Vegas stellte die Firma mit dem Modell S-A2 erstmals ein seriennahes Konzept vor, das aufhorchen ließ. Ein leises, fünfsitziges eVTOL-Flugzeug, ausgelegt für innerstädtische Kurzstrecken, sollte bereits 2028 Passagiere befördern. Supernal präsentierte sich als Bindeglied zwischen Automobil- und Luftfahrtindustrie, ausgestattet mit dem Produktions-Know-how der Hyundai Motor Group und dem Ziel, urbane Mobilität neu zu denken.

Doch nun herrscht Funkstille in den Entwicklungsabteilungen. Wie Reuters berichtete, hat Supernal die Arbeiten am Projekt gestoppt. Hintergrund ist ein doppelter Aderlass in der Führungsetage: Mit CEO Jaiwon Shin, der das Projekt seit seiner Gründung geleitet hatte, und CTO David McBride, einem erfahrenen Luftfahrtingenieur, sind binnen weniger Wochen zwei Schlüsselfiguren ausgeschieden. Hyundai bestätigte, dass die neue Leitung den „optimalen Zeitplan“ für die weitere Entwicklung überprüfen werde. Gleichzeitig wurden Teile der Belegschaft abgebaut und der Hauptsitz von Washington, D.C. nach Irvine in Kalifornien verlegt – eine Neuordnung, die Fragen aufwirft.

Governance-Krise im Zukunftsmarkt

Gerade in einer Branche, die von regulatorischer Präzision und industriepolitischem Vertrauen lebt, wiegt ein solcher Umbruch schwer. Der eVTOL-Sektor befindet sich in einem entscheidenden Stadium: In den USA arbeitet die Luftfahrtbehörde FAA mit Hochdruck an Zulassungsverfahren, während Wettbewerber wie Joby Aviation oder Archer bereits Testflüge absolvieren und milliardenschwere Finanzierungen sichern. Supernal hingegen steht nun auf der Bremse.

Zwischen Rückschritt und Chance

Doch der Stopp ist nicht zwangsläufig ein Ende für das Projekt. Hyundais Ökosystem bietet weiterhin enorme Ressourcen – vom industriellen Design bis zur Fertigungskompetenz. Das modulare Konzept des S-A2 erlaubt technische Weiterentwicklungen, etwa bei Batterien, Avionik oder Sicherheitskomponenten, ohne dass das Grunddesign in Frage gestellt wird. In Seoul gilt die „K-UAM Roadmap“ als politisches Leitbild, das Hyundai eine privilegierte Ausgangsposition sichern könnte. Auch die bestehenden Partnerschaften mit Charter- und Hubschrauberanbietern eröffnen Möglichkeiten, sobald eine neue Führung die Weichen stellt.

Globale Perspektiven der urbanen Luftmobilität

Der internationale Markt für eVTOLs wird auf ein Volumen von über 80 Milliarden US-Dollar in den kommenden Jahren geschätzt. Nur wenige Player werden den Übergang von Prototypen zur Marktreife schaffen. Supernal ist trotz der aktuellen Turbulenzen einer von ihnen – vorausgesetzt, es gelingt, den Führungsvakuum rasch zu füllen, regulatorische Klarheit zu erlangen und Vertrauen in die langfristige Strategie zurückzugewinnen. Die Konkurrenz schläft nicht, und die öffentliche Erwartung an nachhaltige, sichere und sozial eingebettete Mobilität wächst.

Ein fragiles Zukunftsversprechen

Das urbane Lufttaxi bleibt eines der großen Versprechen moderner Infrastrukturentwicklung. Doch die Episode bei Supernal zeigt, wie eng technische Vision, Managementstabilität und regulatorisches Umfeld miteinander verwoben sind. Für Hyundai markiert der aktuelle Stillstand einen Rückschlag – und zugleich die Chance, das Projekt auf solidere Governance-Füße zu stellen. Die Zukunft der urbanen Luftmobilität entscheidet sich nicht allein im Windkanal, sondern auch in den Vorstandsetagen.

Newsletter abonnieren

Kommt nur einmal pro Monat, aber dann richtig gut, mit frischen Videos, Podcasts & success stories