Der britische Technologiekonzern Rolls-Royce hat am Standort Friedrichshafen erstmals einen Hochgeschwindigkeits-Schiffsmotor vorgestellt, der vollständig mit grünem Methanol betrieben wird. Damit markiert das Unternehmen einen Wendepunkt für saubere Antriebe auf See.
Der erste reine Methanol-Motor seiner Klasse
Am Bodensee, in der Forschungszentrale von Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen, ist ein Schritt gelungen, der die maritime Industrie verändern könnte: Erstmals lief ein Hochgeschwindigkeits-Schiffsmotor der Baureihe mtu 4000 mit 100 Prozent Methanol aus erneuerbaren Quellen.
Methanol gilt in der Energiebranche als einer der aussichtsreichsten Treibstoffe für die Dekarbonisierung des Seeverkehrs. Es ist flüssig, leicht zu lagern, weltweit transportfähig und kann aus grünem Wasserstoff und biogenen CO₂-Quellen synthetisiert werden.
Mit dem erfolgreichen Test zeigt Rolls-Royce, dass diese Technologie über das Laborstadium hinaus ist – sie kann reale Schiffsmotoren antreiben.
Der Methanol-Motor soll bereits 2028 in Serie gehen und in verschiedenen Schiffstypen eingesetzt werden – von Fähren über Yachten bis zu kommerziellen Versorgungsschiffen. Für die Schifffahrt, die noch immer rund 3 Prozent der globalen CO₂-Emissionen verursacht, wäre das ein spürbarer Fortschritt.
Forschung mit globalem Netzwerkeffekt, Europa kann aufzeigen
Der Test ist Teil des Programms „Net Zero at Power Systems“, mit dem Rolls-Royce seine Antriebe bis 2030 klimaneutral aufstellen will.
Das Unternehmen arbeitet dafür mit Partnern aus Energie- und Chemieindustrie, Klassifikationsgesellschaften und Reedereien zusammen – darunter MAN Energy Solutions, Proman AG und DNV.
Diese Zusammenarbeit ist entscheidend, denn der Erfolg alternativer Kraftstoffe hängt nicht nur von der Motorentechnik ab, sondern von der gesamten Wertschöpfungskette: Produktion, Transport, Hafeninfrastruktur, Zertifizierung und rechtliche Rahmenbedingungen.
Europa spielt hier eine führende Rolle – insbesondere Skandinavien und Deutschland, wo bereits die ersten Fähren mit Methanol-Antrieb im Linienverkehr laufen.
Denise Kurtulus, Vice President Marine, in der Pressemitteilung:
„Methanol ist attraktiv, weil es flüssig, einfach zu lagern und weltweit verfügbar ist. Es kann sofort zur Reduktion maritimer Emissionen beitragen.“
Methanol als Brückentechnologie
Während Wasserstoff weiterhin als Fernziel gilt, sehen viele Forscher:innen Methanol als praktikablen Übergang in Richtung Null-Emission.
Sein Vorteil: Es kann in bestehende Tanksysteme eingespeist und in angepassten Verbrennungsmotoren verwendet werden.
Gleichzeitig kann die Herstellung aus erneuerbarem Strom und abgeschiedenem CO₂ die Klimabilanz drastisch verbessern – vorausgesetzt, die Methanolproduktion selbst ist emissionsarm.
Für den Hochseeverkehr, der lange Distanzen und hohe Energiebedarfe hat, könnte Methanol so zu einem Schlüsselbrennstoff der 2030er-Jahre werden.
Forerunners Summary:
Was in Friedrichshafen erprobt wurde, ist mehr als ein Testlauf – es ist ein Zeichen, dass Technologie und Verantwortung für eine CO2 sparende Zukunft neue Höhen erklimmen können.
Der Methanol-Motor von Rolls-Royce verbindet Innovation, Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit und zeigt, wie Industriepolitik, Forschung und Wirtschaft gemeinsam neue Standards schaffen können.
Wenn Europa seine Energiewende ernst nimmt, wird sie auch auf See entschieden – dort, wo Antriebstechnologien nicht nur Maschinen bewegen, sondern ganze Systeme verändern.
Rolls-Royce plc, Press Release: “Rolls-Royce successfully tests first pure methanol marine engine – milestone for more climate-friendly propulsion solutions”, 27. Oktober 2025
https://www.rolls-royce.com/media/press-releases/2025/27-10-2025-rr-successfully-tests-first-pure-methanol-marine-engine-for-climate-friendly-propulsion.aspx




