Tel Aviv glaubt, was es spricht und die Wirtschaft hebt ab

Warum Israel bis jetzt schon 90 Unicorns hervorbrachte, soviel wie Deutschland, Frankreich, Österreich und Schweden gemeinsam, ein Brief von der DLD Innovation Conference:

Durch die dankenswerte Vermittlung des Herrn Martin Drexler kam ich zu einer Einladung zu diesem Kongress, der regelmäßig und jetzt nach zweijähriger Pause wieder live in München (initiiert von Hubert Burda) und Tel Aviv stattfindet.

Irgendwie logisch, dass ich mir die Mittelmeerstadt in Israel ausgesucht habe, wenngleich das Wetter bescheiden ist und der Strand von Tel Aviv und Jaffa nur von hartgesottenen Läufer*innen des morgens frequentiert wird, die Wellen brechen hoch über die Felsen an Land, die Fitnessparks sind verwaist.

ChatGPT und Open AI omnipräsent

Egal, ich bin nicht auf Urlaub hier ( wobei eine Woche hier durchaus empfehlenswert wäre), sondern um Sprecher*innen aus aller Welt zuzuhören, wohin uns die Digitalisierung noch führen wird. In diesen Tagen kommt man um ChatGPT nicht herum, in gefühlt jedem Panel wird der Dienst gestreift und erwähnt. Nachdem ich selbst gerade mit der neuen AI experimentiere, weiß ich, worum es geht, aber das ist nicht Thema des Briefes. Dennoch schafft es OpenAi damit zu einem Augenblickskult, wie vor zwei Jahren Clubhouse, mit dem Unterschied, dass OpenAI gekommen ist, um zu bleiben.

Innovation kommt von Motivation und bringt Einhörner zum galoppieren

Zurück zu Israel und im speziell Tel Aviv: Man versteht sich als die Hauptstadt der Innovation und zwar weltweit: TEL AVIV – WHAT HAPPENS HERE GOES GLOBAL, dieses Selbstverständnisist kein dröger Werbespruch, schon 90 Unicorns wurden im gelobten Land auf die Reise geschickt. (Das sind Startups, die zum Börsengang durch Experten mit einer Bewertung von 1Milliarde USD taxiert werden)

Wie das geht? Meine Auslegung ist die „zielstrebige Unverkrampftheit“,mit der die Generationen und auch Nationen in Israel miteinander umgehen: Weltoffen, Erfolgsorientiert, einander wertschätzend, man findet das was der andere tut, interessant. Du bekommst täglich Bestätigung für dein Hiersein auf der Konferenz und verteilst deine stündlich wachsende Begeisterung bald genau so großzügig.

Ganz selbstverständlich präsentieren sich auch in den Pitches 23 jährige palästinensische CEO´s von Startups der Meute, das Hassen überlassen sie denen, die es nicht anders können

Tel Aviv goes global und umgekehrt

Die DLD Konferenz und die gleichzeitig stattfindende Cybertech Messe samt den neuen Ideen aus Israel ziehen Weltkonzerne an wie das Licht zu Betlehem die heiligen drei Könige. Nenn dir selbst einen Konzern, frag dich, ob er an diesen Tagen in Tel Aviv war und antworte Dir mit ja.

Das Beste: Hier regiert Augenhöhe, jeder spricht mit jedem, alle Menschen hier wollen aufsaugen und sich austauschen. Die Formate sind teils klassisch, teils improvisiert, alle funktionieren. Und warum? Jeder hier bewegt sich selbständig, nicht in einer geführten Blase. Du wartest nicht, was passiert, sondern nimmst Dein Schicksal in die Hand, ich schaffe es sogar mit Öffis ins Expo Center, unkundig der Schrift helfen mir Menschen und guiden mich mit dem 48 er Bus bis vor die Tore – mit dem Startup Betreuer eines Venture Fonds bin ich noch während der (Schwarz) Fahrt über LinkedIn verbunden.

Das Publikum gibt keinen Klatschapparat, sondern ist kritisch und laut. So wird in einem Panel, das am Thema vorbei redet, schon mal skandiert: „Talk about the issue, you promised!”…und wenn es nicht passiert, dann halt noch einmal.

Bildung und Kollaboration, digital ist alles. Interdisziplinäre Zusammenarbeiten kennen in Israel keine Grenzen.

So arbeitet das Militär mit den neuen Ideen aus den Software Schmieden und diese mit den großen Ressourcen , natürlich gibt es nicht nur eine, sondern gefühlt 12 staatliche Inkubator*innen, die schauen, dass aus Ideen Lösungen und Geschäfte werden. By the way: Die Tel Aviv University rankt weltweit zur Zeit auf Platz 6, der Dean ist im Gründerkomitee des DLD, das übrigens für Digital, Life und Design steht.

Es gibt so viele Branchen, die ihre Touchpoints zur Digitalsierung erzählen, dass einem vor lauter Angebot schwindlig wird: Agrar, Kunst, Medizin, Kommunikation, Finanz, Travelling, Umweltschutz, Energie, Entertainment.

Generationen miteinander, nichts ist heilig, der Status sekundär

Weil das Expo Center so viel Platz bietet, gibt es parallel auch eine Coding & Kreativitätskonferenz für Kinder. Oder das Thementisch Setting im Habima Theater für ganztägigen Austausch im Kleinen. Oder das Face to Face bei “Meet the Leaders”, wo ich bei einen Speed Dating im Stehen (Zeit 2 Min) den jungen Unicorn Maker aus Prag, Jan Rezab kennen lerne, der gerade mit “Time is Ltd.” ein neues Eisen im Feuer hat. Er nimmt sich aber fünf Minuten Zeit, weil er Forerunners cool findet. Ich übrigens auch, weil Forerunners Network genau für solche Augenblicke geschaffen wurde. Wir tauschen die Kontakte, ihr lest bald von ihm.

Yossi Vardi an der Lead Gitarre, Ron Huldai Vocals

Yossi Vardy by Christopher Michel, CC BY 2.0 https://creativecommons.org/licenses/by/2.0,

Zwei, die für den großen Erfolg der digitalen und Start Up Szene mit verantwortlich sind, nehmen diese Konferenz nicht wahr, um sich in der eigenen Legende zu räkeln, sondern um immer wieder neue Begeisterung zu entfachen. Dabei sind sie sich nicht zu schade, in Selbstironie zu verfallen.

Vardi gründete oder leitete rund 60 Firmen wie Israel Chemicals.  Er investierte 75.000. Dollar in Mirabilis welches zwei Jahre später von AOL für 407 Millionen aufgekauft. Er berät Politiker in Nahostfragen und leitet die Wirtschaftskooperationsverhandlungen mit JordanienSyrien und den Palästinensern. Es holte den DLD nach Tel Aviv, wo er mit Ron Huldai einen Motor wusste, der seit 1998 am Fortschcritt der Stadt und der Einbindung der dafür geeigneten Menschen und Institutionen werkt.

Erlebt man die beiden auf der Bühne, sind das keine vor Bedeutung (und PR Platitüden) triefende Reden, sondern eine Show zweier Veteranen, die vor allem von der Generation der 30 jährigen vergöttert werden. Da hält einer dem anderen schon mal einen Schirm im geschlossenen Raum über den Kopf oder man brennt ein Gagfeuerwerk zum Thema AI aus dem Stegreif ab.

In eine der Speeches haben wir einen Satz gehört, der dafür steht, was uns das Festival vermittelt hat, ein Satz, der auch ein Rezept für Städte sein könnte, die ähnliches anstreben:

“This morning i woke up, to make the impossible happen”…. das ist nach unserer Meinung das Rezept zum Erfolg mit folgenden Zutaten:

Bildung und Begeisterung für neue Ideen ab dem Kindesalter

Vernetze Institutionen und Menschen, die nicht damit rechnen – kreiere disruptive Elemente

Sei Dir bewusst, das nur jedes 5. Experiment klappt

Investiere in Start Ups, aber glaube nicht an Hypes, sondern Nutzen

Lade die Welt ein, dabei zu sein

Höre dem Anderen auf Augenhöhe zu

So, das war´s, mehr aus dem DLD Mealtingpot und seinen Menschen erfahrt ihr in den nächsten Wochen, Shalom !

Fotos: Yossi Vardi, Ron Huldi Wikimedia Commons, alle anderen Forerunners Network

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