Mein Greenpeace – Gratulation zu 40 Jahren ohne Maulkorb und Angst

Greenpeace in Österreich wird in derselben Woche 4o, da ich den 60-er erreiche. Ich fühle mich aber gar nicht alt – und schon gar nicht reif für die Insel . Dasselbe unterstelle der Organisation, für die Eines gilt: Man kann sie nur bewundern oder verdammen, ich tue Ersteres.

Morgen vor genau 40 Jahren startete Greenpeace in Österreich seine Arbeit und landete gleich zu Beginn einen wichtigen Kampagnenerfolg:

Der Protest gegen die Trichlorphenol-Anlage der Chemie Linz führte zur Stilllegung der Dioxin-verseuchten Anlage. Seither ist die Geschichte von Greenpeace untrennbar mit der österreichischen Umweltgeschichte verbunden.

12 Jahre zuvor, am 15. September 1971 machte sich eine Gruppe von Aktivist:innen mit einem kleinen Schiff vom kanadischen Vancouver auf, um die Atomtests auf den Aleuten zu stoppen. Diese Mission war die Geburtsstunde von Greenpeace. Aus der kleinen Gruppe an Umweltschützer:innen ist mittlerweile eine moderne internationale Organisation mit Büros in über 55 Ländern entstanden, darunter eben auch in Österreich.

Ich wohnte vor circa 30 Jahren in der Auhofstraße 208, im selben Haus wohnte auch der Fundraiser von Greenpeace, Peter . Er sah genauso aus, wie ich mir einen Umwelthelden vorstellte: Langhaarig, bärtig, cool vom Aufstehen in der Früh weg. Seine Beziehung zum Haus ging mit der Beziehung zu seiner dort lebenden Freundin zu Ende, ich habe den Kontakt verloren, erinnere mich aber noch an schöne Abende mit ihm und seinen Kolleg:innen im Gemeinschaftsgarten.

Damals machte ich mir keine Gedanken und ehrlich gesagt, auch heute fände ich es akzeptabel, dass er ab und zu einen schönen Oldtimer fuhr, einen Triumph TR6, auch für damalige Begriffe eine ziemliche Benzinschleuder. Leser:in, vergib mir !

Quelle Wikimedia Commons

Lobau, Plastikjäger, Anti Gentechnik und Freund Florian

Ab 1997 begann Greenpeace mit dem Kampf gegen Gentechnik am Feld und Teller. Die Kampagne war erfolgreich, Österreich verhängte als erstes Land überhaupt ein Importverbot für Gentech-Mais. Die Grundlage dafür bildete das erfolgreiche Anti-Gentechnik-Volksbegehren mit über 1,2 Millionen Unterschriften. Es führte dazu, dass heute keine Gentechnik in Österreich auf die Teller kommen darf. Zu den prägenden Greenpeace-Momenten in Österreich zählen unter anderem auch die Absage an Schiefergasförderungen im Jahr 2012 sowie das Comeback der Mehrwegflasche in Österreich 2021, um die Plastikflut einzudämmen. Ende 2021 gelang es Greenpeace zudem gemeinsam mit der österreichweiten Umweltschutzbewegung den Ausbau der Lobau-Autobahn zu stoppen

Zu Beginn des neuen Jahrtausends stieß Florian Faber mit seinem Mentor, Christoph Bruckner zu uns, wir waren damals FCB Events & PR in der Probusgasse, 1190 Wien. Forian, der ehemalige Pressesprecher von Greenpeace war auch Mitgründer der ARGE Gentechnikfrei, die wir seit über 20 Jahren betreuen, heute ist Florian immer noch der Geschäftsführer. Es war die erste Plattform in Österreich, bei der alle großen Handelsketten im Boot waren. Sie wächst kontinuierlich und ist nach 25 Jahren (2022) wichtiger als je zuvor. Mit dem Know How dieserPlattform wurde auch die internationale Vereinigung Donau Soja gegründet, die mittlerweile in 27 Ländern aktiv ist.

Bild für Greenpeace:Markus Goritschnig

Zurück zu Greenpeace, heute in Österreich angeführt von Alexander Egit

Die Organisation konnte seit ihrer Gründung zahlreiche Erfolge erzielen, wie etwa ein nationales Anbauverbot für gentechnisch veränderte Pflanzen oder das Comeback der Mehrwegflasche. Angesichts der sich zuspitzenden Arten- und Klimakrise gibt es für die größte internationale Umweltschutzorganisation keine Verschnaufpause. Gemeinsam mit mehr als drei Millionen Unterstützer:innen setzt sich Greenpeace in Österreich und weltweit bis heute mit aller Kraft für den Schutz unseres Planeten ein: Sei es durch den unermüdlichen Einsatz für Klimaschutz, durch das Aufdecken von Greenwashing oder den vehementen Widerstand gegen Handelsabkommen auf Kosten von Mensch und Umwelt.

“Greenpeace ist die Anwältin der Umwelt – bei uns in Österreich und weltweit. Wir haben in den vergangenen 40 Jahren zahlreiche Umweltverbrechen aufgedeckt und uns zum Schutz von Natur und Menschen gegen Politik und mächtige Konzerne gestellt. Dadurch konnten wir wichtige Erfolge verbuchen, doch ist unsere Mission angesichts der eskalierenden Arten- und Klimakrise notwendiger denn je zuvor. “, 

ALEXANDER EGIT

Artenschutz ist das Thema der Stunde – kein Wunder

“Nach Jahren harter Arbeit ist es gelungen, Klimaschutz zur Top-Priorität zu machen. Artenschutz muss nun den gleichen Stellenwert bekommen, denn täglich sterben 150 Tier- und Pflanzenarten aus. Ob wir es als Menschheit schaffen, diese beiden Krisen zu bewältigen, entscheidet auch über unser eigenes Überleben – wir bleiben auf jeden Fall hartnäckig”

Alexander Egit

Die aktuellen Schwerpunkte von Greenpeace in Österreich spiegeln das wider: Der Kampf gegen den Handelspakt EU-Mercosur– um Konsument:innen vor Importen von Agrargift und Hormonfleisch zu schützen, und die Regenwälder in Südamerika zu bewahren –, die europaweite Kampagne gegen Privatjets oder der Einsatz gegen Labelschwindel und Greenwashing durch CO2-Kompensationen sind nur einige Beispiele.

Zwischen Aktionismus und Marsch durch die Institutionen

Die Freundschaft zu Florian Faber geht weiter, bis heute. Morgen wird er zu meinem 60 mit in die Disco gehen, die ich gebucht habe, mit dabei seine Frau, Gabriele Faber- Wiener. Sie kennen unsere Leser:innen aus unseren Podcasts oder der Reportage zu ihrem neuen Buch als eine der kompetentesten CSR Spezialistinnen im DACH Raum.

Jung, Latzhose, Bart, Schornsteine, Gabi und Florian lernten sich bei Greenpeace kennen. Sie am Schornstein, er am Schreiben oder mit dem Boot auf der Traun gegen den Strom des Werkskanals der Papierfabrik. Ich darf vor 11 Jahren seinen 50er moderieren und treffe dort wieder die “Alte Garde des Umweltaktivismus”, hatte irgendwie Etwas von den “Expandables”, war aber Realität und kein Film.

Archiv Florian Faber, Aktion im verseuchten Gelände von Tschernobyl, Florian rechts

Gestern Umweltaktivist, heute am Drücker

Wer fällt mir aus dem Stand ein, der damals bei Greenpeace oder Global 2000 war und heute an den entscheidenen Hebeln für den Umweltschutz sitzt oder dafür in verschiedenen Funktionen arbeitet:

Leonore Gewessler, Ulli Sima, Anita Voraberger, Lothar Lockl, Monika Langthaler, Bernd Vogl, Ingmar Höbarth, Oliver Korschill (Büro Vdb),

Das gibt doch Hoffnung, wenn Menschen aus dem Protest auch zu Werkzeugen der Umsetzung werden können. Unten sehen Sie ein Bild aus dem Jahr 1990, das genau so heute Gültigkeit haben könnte. Eigentlich traurig, dass es so ist.

Bildrecht Greenpeace

Also frage ich mich: Was hat Greenpeace erreicht und wo steht es heute bei mir?

Unter dem folgenden Link können Sie verfolgen, wo Greenpeace Einfluss genommen hat, zu gutem Teil auch mit starken Aktionismen, hier geht’s zur Zusammenschau der prägendsten Momenten von Greenpeace in Österreich: https://act.gp/42MDo9w

Man sieht aus 4 Jahrzehnten kaum ein Nachhaltigkeitsereignis, wo die Organisation NICHT dabei war.

Aber wie spannend ist Greenpeace heute?

Meine subjektive Meinung: Greenpeace ist als Organisation dort angelangt, wo die Entscheider:innen sitzen. Das ist gut so, die Stimme wird gehört, die Wirkung ist groß, wenn auch der Aktionismus nach außen nachgelassen hat. Diesen Platz hat “Fridays for Future” oder “Die letzte Generation” eingenommen – und das ist gut so.

Als Romantiker würde ich mir wünschen, dass Greenpeace wieder mal mit einer Aktion auf Häuser klettert oder Banken bemalt ( Mochovce Protest Erste Bank 2008), aber es ist wohl auch der Wunsch nach mehr eigener Jugend.

A propos: Jugend -Danke Florian für dieses saustarke Protestfoto:

….weil es so cool ist, bringe ich auch keines aus dem Jahr 2023 und ende hiermit:

Alles Gute an Greenpeace Österreich zum 40er, green on !

Christoph Mahdalik

https://greenpeace.at/

https://www.global2000.at/

https://gentechnikfrei.at/

https://www.donausoja.org/de/

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