Olivenblätter statt Chromsalz! Grüne Umkehr in der Lederbranche

+ + Forerunners-Serie + + Die Wende in der Lederproduktion! + +
Teil eins: Der Umwelt-Pionier Thomas Lamparter hat eine Methode entwickelt, um Leder nicht länger mit Chrom-Salz gerben zu müssen. Stattdessen nutzt er abgefallene Olivenblätter.

Für die Herstellung von weichem Leder für Mode, Accessoires und die Autoindustrie wird seit Jahrzehnten mit Giften gearbeitet. So werden ganzen Regionen vergiftet, Böden kontaminiert, Menschen gefährden bei der Fertigung ihre Gesundheit. Doch die Alternativen erobern endlich den Ledermarkt und der Bedarf an nachhaltigen Lösungen ist auch bei KundInnen gefragt, mehr noch – gefordert.

Warum ist eine Serie über Lederproduktion wichtig?

Die Mode-Branche liegt nach der Ölindustrie auf Platz zwei der umweltschädlichsten Geschäfte der Welt. Neben dem riesigen Wasserverbrauch ist man auch für 10% des weltweiten CO2-Ausstoßes verantwortlich. Mehr als der internationale Flug- und Seeverkehr zusammen! Und ein Material, das in der Mode- aber auch in der Textil- und Auto-Branche nicht wegzudenken ist, scheint bislang besonders schwer ersetzbar: Leder. Aber Mensch, Tier und Natur zahlen einen zu hohen Preis dafür. Damit muss Schluss sein. Wie? In dieser Serie machen wir uns auf die Suche nach Lösungen.

Mit Oliven gegerbtes Leder in den schönsten Farben

Seit 150 Jahren wird Leder zumeist mit Chromsalzen gegerbt. Für das Endresultat scheint das Verfahren ideal zu sein. Das Produkt wird geschmeidig und stabil. Und das Verfahren ist günstig. Doch damit arbeitende Menschen und die Umwelt zahlen bei niedrigen Sicherheitsstandards einen hohen Preis.

Wenn Chrom-III-Salz durch ungünstige Umstände zu hochgiftigem Chrom-VI-Salz wird, besteht für Mensch und Umwelt eine gravierende Gefahr. Chrom-VI-Salz ist krebserregend und verändert das menschliche Erbgut. Und nicht selten passiert dieses Schreckensszenario bei m Gerbungsprozess. Die gute Nachricht: Es gibt einen Ausweg!

Die abgefallenen Blätter vom Olivenbaum werden zum Gerben eingesetzt

Reutlingen galt einst als das Zentrum der Gerberei in Deutschland, doch mit den Niedrigpreisen des asiatischen Marktes konnte man nicht mit.

Doch jetzt mischen die „Forerunner“ Thomas Lamparter und Stefan Banaszak in Reutlingen wieder mit innovativen und nachhaltigen Methoden am Markt mit.

Der eine – Banaszak, der Erfinder des patentierten wet-green Gerbverfahrens, der andere – Lamparter, aus der Gerberei kommend, greift das Verfahren begeistert auf. Die Lösung – Gerben mit Olivenblättern. Die erfolgreich entwickelte Technik tragen die beiden mittlerweile quer durch Deutschland und auch in den Rest der Welt. Sie haben Gerbereien auf beinahe allen Kontinenten überzeugt, die Methode zu übernehmen.

Worum geht´s genau?
Olivenblätter fallen bei der mediterranen Olivenernte als Nebenprodukt ab. Beim Schütteln der Bäume kommen neben den Oliven auch Blätter mit, die dann getrocknet in Säcken nach Reutlingen geschickt werden.

In den Blättern steckt ein Wirkstoff, der ebenso wie das Chromsalz dafür sorgt, dass das Leder elastisch und stabil wird – jedoch ohne Gefahr für GerberInnen und Natur. Der Gerbstoff kann problemlos auf Haut und in den Boden gelangen – er ist natürlich und biologisch abbaubar.

Die gläserne Gerberei von Lamparter in Reutlingen

Die Lederproduktion Olivenleder® geht voran. Kein Wunder also, dass die Methode sich etabliert. Lamparter erzählt dem Forerunners-Network: „Aus einer Gerberei stammend, die noch mit Chrom gegerbt hat, war mir sofort klar, dass Olivenleder die Zukunft ist. Die Nutzung von Reststoffen der mediterranen Olivenproduktion zum Gerben tierischer Häute, die wiederum ein Nebenprodukt der Fleisch- und Milchindustrie sind, ist ein doppelt positiver Effekt.“

Das Gerben mit Olivenblättern passiert mittlerweile schon in beachtlichem Ausmaß in Mode und Autoindustrie – Thomas Lamparter will noch mehr tun!

Ein besonderes Herzensprojekt: olivenblattgegerbtes Leder aus Biohäuten, denn so ist auch das Tier-Wohl berücksichtigt. Dieses Vorhaben wurde gemeinsam mit Willi Wolf umgesetzt. Gemeinsam arbeiteten der Lederexperte und der Züchter von Wasserbüffeln aus Hohenstein in Baden-Württemberg vielversprechend mit den Bio-Häuten.

Albbüffel liefern als “Abfallprodukt” nach ihrer Schlachtung das Bio-Leder

Die Herausforderung dabei: Zeckenbiss- und Hornstoßspuren aus dem Leben der Weidetiere sind im Leder ersichtlich.

„Die Haut erzählt ihre Geschichte,“ schmunzelt Lamparter. „Eigentlich sehe ich diese Spuren als Qualitätsmerkmale, weil die Tiere auf der Weide aufgewachsen sind und da gehören auch ihre Hörner dazu“, beschreibt er weiter.

Der Schönheitsmakel als Markenzeichen ist ein Argument, das auch erste Hersteller überzeugt. So könnte es in Zukunft mehr Leder von Tieren aus Bio-Weidehaltung geben. Werden diese dann auch noch auf natürlichem Wege gegerbt, ist der gesamte Kreislauf nachhaltig, tier- und umweltfreundlich.

Danke Herr Lamparter, danke Herr Banaszak! Wir feiern Sie!

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